Hannes Lorenz

Thomas Grube produziert Hannes Lorenz

Gedichte? Texte? Lieder? Geräusche? Letztlich ist alles Musik. Der Künstler Hannes Lorenz spricht Texte, die er auf seinen mitunter tagelangen Wanderungen durchs Bergische Land und rund um Köln geschrieben hat: DERGRUBE nahm dazu "den Klang dieser Wanderungen" auf – die Geräusche der Textentstehungsorte – und produzierte dieses etwas andere Hörbuch:

Die Wahrheit scheint keine Alternative

Zitat: Hannes Lorenz in "Torburg"

Hannes Lorenz

Zitat aus dem Booklet der Hannes Lorenz CD: "Hat dieser Mann auchwas zum Sagen“? "Ja. – Er gibt seinen Zeitgenossen nicht nur etwas zum Sehen. Seine von ihm selbst gesprochene Wortkunst bildet eine unterhaltsam eingängig geformte Entsprechung zum bildnerischen Werk. Wie dort genügen ihm Fragmente und Spuren der alltäglichen Erscheinungen, um die erlebte innere und äußere Welt mitzuteilen: pointiert, doch nicht verzerrt, distanziert, aber aus gefühlter und engagierter Anteilnahme.

Unmittelbarkeit bildet den Horizont der aufgesammelten und sprachlich verdichteten Alltagserfahrungen. „Die Verse entstehen unterwegs beim Gehen. Es sind eigentlich Lieder…“ Diese seine Beschreibung charakterisiert das dichterische Verfahren, dem er folgt.

Darum ist es für ihn auch nicht – wie üblich – damit getan, Erlebtes in Text zu verwandeln und dem unüberschaubar gewordenen Gebirge der gedruckten Literatur beizufügen. Lorenz will seinem Gegenüber mit der eigenen Stimme begegnen, er selbst ist das Medium für sein eigenes, unmittelbares Erleben.

 

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Realisierung des CD-Artworks erfolgte durch Toby Kirch (Cover-Foto by DERGRUBE)

Die Form des Gesprochenen hat ausschließlich dienende Funktion, ist niemals Selbstzweck. Sie hilft den Wörtern durch Klang und Rhythmus leicht ins Ohr und ins Bewusstsein zu dringen. Seine Zuhörerinnen und Zuhörer erreicht er da am besten, wo ihnen seine erlebten Bilder des individuellen und sozialen Daseins als immer schon bekannt und doch immer schon schweigend übergangen zu Bewusstsein kommen. Eigenes Wahrnehmen und Verstehen der Welt im Kleinen befreit von ihrem medienverkleisterten Bild und schenken das Gefühl zurück, selbst gegenwärtig zu sein. Die Lieder von Hannes Lorenz zeigen den Weg dahin." (Ende des Zitates aus dem Booklet der Hannes Lorenz CD).

Alte Bekannte

Ich kenne und schätze Hannes Lorenz und seine Arbeiten seit über 25 Jahren. Als er mich auf eine mögliche Zusammenarbeit ansprach, habe ich mich dementsprechend sehr gefreut – aber schon recht früh die Ahnung gehabt, dass eine "musikalische & vielleicht sogar gesangliche Vertonung der Lorenz-Texte" (wie er dies zunächst überlegte) den Geist dieser Arbeiten verwässern könnte: Es wäre mir zu viel "DERGRUBE" hinzugekommen. Ich wollte hier jedoch die "maximale Lorenz-Essenz" heraus arbeiten.

Der Lorenz – so wie er ist

So begann ich bewusst ohne vorhergehende Musikkomposition oder gar sängerische Umsetzung dieser Texte – und bat Hannes zu mir ins Studio, um seine Gedichte selbst einzusprechen.

Natürlich ist Hannes Lorenz kein Profisprecher – aber die Überlegung, einen fremden Profisprecher die Texte sprechen zu lassen, um eine "maximal amtliche Produktion" zu erzielen kam gar nicht erst auf. Auch habe ich "den Lorenz" so gelassen "wie er ist":

Mit deutlich näselnder Stimme (da die Brille immer recht stramm sitzt) und ebenso deutlich "kölschem Akzent".

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Ohne Mich :-) Warum DERGRUBE hier nur "sonnentrommelt"...

Eine – anfänglich angedachte – musikalische Vertonung der Lorenz-Texte hätte mir den Geist dieser Arbeiten verwässert: Es wäre besagter Weise zu viel "von mir" hinzugekommen. Deshalb ging ich stattdessen dorthin, wo die Texte entstanden sind: Nach draußen!

Denn Hannes Lorenz läuft beim texten. Mitunter tagelang: Durchs Bergische Land oder rund um Köln. Als Hannes einmal die Musik meiner tOM Sonnentrommler-Projekte hörte, sagte er zu mir: "Das ist sitzende Musik – meine Texte sind gehend". Und genau dieses "Gehende" sollten die Lorenz-HörerInnen hören. 

Die Zeit spielt niemals eine Rolle, Theater gibt´s durch Jahreszahlen die, angefüllt mit weit´ren Daten, den Menschen alles regelnd malen.

Zitat: Hannes Lorenz in "Die Farnkrautfee"

Die Musik der "echten Orte"

Bei den allerersten Überlegungen "mit Musikunterlegung" zu arbeiten, wollte ich ursprünglich nach den Stimmaufnahmen die Rhythmik und das Sprachtempo von Hannes aufgreifen und instrumentalmusikalisch – sozusagen wie eine Filmmusik – maßgeschneidert "darunter komponieren" (anders herum hätte Hannes sich sonst sicherlich vom "Tempo der Musik" beeinflussen lassen). Ich wollte aber "seinen Rhythmus" unbedingt erhalten.

Erste Kompositionsentwürfe gefielen zwar – aber beim andauernden Brainstormen, wie man "den Lorenz denn am puristischsten inszenieren könnte", kam ich schließlich besagter Weise von solch einer instrumental-musikalischen Variante komplett ab:

Raus ins Grüne und Graue

In meinen tOM Sonnentrommler Arbeiten geht es um "echte" Rhythmen – und hier "beim Lorenz" waren eben auch welche: Denn Hannes findet "das Timing" – also Versmaß und Rhythmus seiner Texte – über seinen persönlichen Gang. Absolut stimmig. Die "Musik" dieser Texte gründet in dieser Rhythmik – und in den Text-Entstehungsorten die er während seines Dichtens "durchläuft":

Ich zog also mehrere Tage mit mobilem Aufnahme-Equipment los und fing den Klang der besagten Text-Entstehungsorte ein: Ob "in hocherhitzten Häuserschluchten" oder "im Schatten der Eigelsteintorburg" (natürlich kaffeetrinkend "in den sickernden Worten der Cafégäste" sitzend – zwischen “dösenden Pennern” und “über die Pflastersteine klickernden Stilettos”); ob wartend im "Vorstadtwald" bis eine Polizeisirene eingefangen ist oder gehend durch die Wahner Heide – wo z.B. die "Farnkrautfee" entstand. Immer ging auch bei den Außenaufnahmen "Authentizität vor Klangklischees": Über der Wahner Heide fliegen nun mal Flugzeuge und in Kölner Straßencafés sind hupende Autos zu hören.
 
Und so entstand selbstverständlich auch die Fahrstuhl-Aufnahme vom "Prostata geplagten Heinrich Holzbein" stilecht in einer urologischen Klinik in Köln :-) Authentische Klangwelten eben – genauso authentisch wie Lorenz selbst.

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Mir geht es in meinen Arbeiten – und so auch in dieser – um maximale Echtheit: Künstliche, glattgebügelte Plastikweltoberflächen hat die (Musik-)Welt schon genug. Alle Lorenz-Gedichte sind in ein bis drei Anläufen komplett live aufgenommen worden – und nicht mit stundenlangen Schneiden und Einzelwort-Fetzen-Aufnahmen zusammen gebastelt. Wer Hannes Lorenz schon mal auf einer seiner Lesungen erlebt hat, wird dies zu schätzen wissen.

Und wo gibt´s die CD?

Die Hannes Lorenz-CD "´ne knappe halbe Stunde – mal hier woanders" kann – neben Amazon & Co – direkt über das Sonnentrommler Büro im Antiquariat Jenischek bestellt werden: Hier zur Bestellmöglichkeit

 
 
 
Hier einige Hörbeispiele der Produktion (mp3):
 
Torburg (Ausschnitt)

Das verblondete Mädchen (Ausschnitt)

Kotzes Gnaden (mp3)

Dröge Sauerbratenstuten (Ausschnitt)

Wald für Liebespaare (Ausschnitt)